Ziemlich genau sechs Jahre ist es her, dass Don zuletzt in
Deutschland und auch auf der Buchmesse war. Damals habe ich ihn zum ersten Mal
persönlich getroffen, was der Ausschlag dafür war, zwei Monate später - im
Dezember 2000 - DuckMania zu starten. Jetzt war Don wieder da und um diesen für
die Website historischen Augenblick entsprechend zu würdigen, hat DuckMania ihn zwei Tage
lang auf der Buchmesse begleitet.
Hier bekommt ihr den exklusiven Behind-the-Scenes-Bericht.
Samstag, 7. Oktober 2006. Eigentlich habe ich gar keine Lust,
auf die Buchmesse zu gehen, da ich bereits die beiden vorherigen Tage dort wegen
Interviews etc. verbracht habe und mir schon vom vielen Laufen alles weh tut.
Mittags denke ich mir dann aber: "Hey, wenn Don schon mal zwei Tage da ist, muss
das auch ausgenutzt werden." Also, rein in den RegionalExpress und ab nach
Frankfurt. Dort angekommen, fahre ich erst mal zur Hauptwache und laufe um die
Ecke zum T3, wo Don mittags signieren soll. Das ist das erste Mal, dass ich das
Geschäft sehe, und ich muss zugeben, ich hatte es mir irgendwie größer
vorgestellt. Tatsächlich ist "Terminal Entertainment" ein winziger Laden. Die
Signierstunde hat vor gut 15 Minuten angefangen, erstaunlicherweise ist aber
noch nicht wirklich viel los. Im Raum wird es zwar spürbar enger, aber die Leute
stehen noch lange nicht bis auf die Straße raus. Don hat also genügend Zeit,
Zeichnungen anzufertigen. Wenn das mal diejenigen wüssten, die abends zur Buchmesse
kommen...
Da ich ja Don abends sowieso noch sehen werde, verlasse ich
den Shop nach diesem prüfenden Blick direkt wieder und fahre weiter Richtung
Messe. Schon unten an der Bahnstation bemerke ich, dass es unangenehm voll ist.
Doch das, was ich dann oben in der Halle miterlebe, ist der schiere Wahnsinn:
Massen über Massen von sich durch die Gegend drängelnden Leuten, man kommt kaum
vorwärts. Ich hatte eigentlich unter der Woche bei den Fachbesuchertagen schon
gedacht, dass es voll gewesen wäre. Aber das war gar nichts im Vergleich zu dem,
was ich jetzt hier sehe. An den Rolltreppen steht sogar Sicherheitspersonal, das
einen zwingt, einen großen Bogen zu laufen, damit man sich nicht direkt weiter
auf die nächste Rolltreppe schubst. In den Hallen genau das Gleiche - überall
nur Menschen über Menschen. An diesem Tag brauche ich statt der sonstigen fünf
Minuten quer durch die Halle ganze fünfundzwanzig. Eigentlich wollte ich bis zur
Signierstunde noch ein bisschen durch die Gegend laufen, aufgrund der
eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten beschließe ich dann aber, mich einfach am
Egmont-Stand niederzulassen, wo ich mich in den Tagen zuvor schon nett mit
Marion Egenberger, Wolfgang J. Fuchs und Peter Höpfner unterhalten hatte.
Obwohl es erst 15:00 Uhr ist, bis zum offiziellen Beginn der
Signierstunde also noch eine ganze Stunde Zeit, hat sich bereits eine
ansehnliche Schlange gebildet, die auf Don wartet.
16:00 Uhr: Die Schlange ist nicht wirklich kleiner geworden -
ganz im Gegenteil. Doch von Don weit und breit noch nichts zu sehen. Zehn
Minuten später der erste Anruf und die Durchsage, dass sich der Beginn etwas
verzögern wird. In Frankfurt ist kein Durchkommen. 16:30 Uhr: Don hat das
Messegelände erreicht, fehlt nur noch, dass er auch bis zum Egmont-Stand
gelangt. Der wartenden Masse wird die Zeit durch Werbeposter für "Disneys
Heimliche Helden: der Geldspeicher" verkürzt. Hat zwar nichts mit Don zu tun
(das Poster jedenfalls nicht), hält die Leute aber trotzdem nicht davon ab, sich
das Ding später reihenweise signieren zu lassen.
Um kurz vor fünf ist es dann endlich so weit: Don und Stefan
Brenner (von Comic und
Spielzeug), der die Tour organisiert hat, betreten das Parkett. Don fängt
dann auch gleich schon mal mit dem Unterschreiben an, während Stefan hinten die
Mitarbeiter der Ehapa Comic Collection begrüßt. Als Don nach fünf Minuten immer
noch alleine an seinem Tisch sitzt, biete ich an, für ihn zu übersetzen und die
Namen der Leute aufzuschreiben. Stefan nimmt das gerne an und ist froh, dass er
dadurch Zeit hat, mal was essen und ein bisschen plaudern zu können. Tja, so
schnell ist man mittendrin im Geschehen. ;-)
An diesem Abend gibt es leider nur Unterschriften, da schon
ewig viele Leute da sind und Don alle zufriedenstellen möchte. Er entschuldigt
sich bei vielen nochmals persönlich, dass er erst so spät vor Ort sein konnte
und signiert dann auch gleich noch bis zehn Minuten nach offiziellem Ende der
Messe, wodurch er etwa um 18:40 Uhr fertig ist. Einer der Sammler, der einer der
ersten in der Schlange war, möchte unbedingt eine Zeichnung haben und hat sich
deshalb am Ende erneut angestellt. Doch Don meint nur das, was er ihm schon am
Anfang gesagt hatte: "Ich muss alle gleich behandeln. Wenn du in dieser Schlange
stehst, gibt es nur Unterschriften, sonst ist das unfair." Dann fügt er
allerdings hinzu: "Wenn du schlau bist, bleibst du in der Nähe." Kurz darauf ist
die Schlange abgearbeitet, Stefan kommt und Don fragt, ob er jetzt fertig sei.
Stefan sagt so was wie: "Sieht so aus.", worauf Don erwidert: "Es muss mir
jemand sagen, dass ich fertig bin.", was Stefan etwas verwirrt. Da ich schon
weiß, worauf er hinaus will, meine ich nur: "Du bist jetzt offiziell fertig.",
worauf Don den bereits erwähnten Sammler, der sich noch in der Gegend trollt,
fragt: "Möchtest du eine Zeichnung? Ich hab jetzt meine Freizeit, da kann ich
machen, was ich will."
Nachdem dann auch dieser Sammler glücklich gemacht ist, will
unbedingt Brösel noch ein Bier mit Don trinken. Don betrachtet den ihm
vorgelegten "Werner"-Band etwas misstrauisch, geht dann aber doch mit.
Währenddessen verabschiede ich mich für diesen Tag und fahre nach Hause, wo ich
etwa um 21 Uhr ankomme. Da geht's auch bald ab ins Bett, denn morgen wird wieder
ein langer Tag.
Sonntag, 8. Oktober 2006. An diesem Tag sind zwei
Signierstunden angesetzt. Um 10:30 Uhr und 15:00 Uhr. Ich bin um Viertel nach
zehn am Stand und werde dort direkt für den Verkauf der von Don mitgebrachten
Kunstdrucke eingeteilt. Diese hat Don erstmals in Deutschland dabei, sie sind
auch nur exklusiv während der Tour erhältlich, da er sie wieder mit nach Hause
nimmt. Ich zeige den Leuten die Drucke in der Anschauungsmappe und suche, wenn
jemand einen kaufen möchte, das entsprechende Motiv aus dem Stapel heraus, der
daneben liegt.
Don zeichnet an diesem Morgen fleißig, doch irgendwann, als
die Schlange einfach nicht kleiner wird, muss wieder auf "nur signieren"
umgeschwenkt werden. Ab 12:00 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem die Signierstunde
eigentlich zu Ende sein sollte, gibt's also nur noch Unterschriften, was die
Leute allerdings nicht davon abhält, immer noch in Scharen herbeizuströmen. Das
führt dazu, dass das Anstellen nach einiger Zeit geschlossen werden muss, sonst
könnte Don gleich bis abends durchmachen. Aber auch so ist von Freizeit nicht
viel zu merken. Nachdem etwa um Viertel vor zwei die erste Schlange abgearbeitet
ist, geht es kurz nach hinten in den Stand, wo bereits ein Sammler wartet, der
von jedem Druck ein Exemplar haben möchte. Da Don die Dinger aus Lizenzgründen
nur signiert und mit Widmung abgeben darf, bedeutet das gleich den nächsten
Schwung Arbeit, denn rund 50 Drucke wollen erst mal unterschrieben werden.
Während Don kurz was essen geht, suche ich für den Sammler von jedem Druck das
Exemplar heraus, das sich im besten Zustand befindet. Dann geht das große
Unterschreiben los. Angelockt von der Aktion, kommen auf einmal noch viel mehr
Leute, die sich für die Kunstdrucke interessieren und möchten unbedingt welche
haben. Ich versuche zwar immer wieder klarzumachen, dass es offiziell erst um
15:00 Uhr weitergeht, aber am Ende wird dann doch fast jeder noch in der
Mittagspause bedient und ist zufrieden. Müsste Don nicht noch ein Interview
geben, würde das sicherlich noch bis drei so weitergehen. Gegen 14:30 Uhr
schafft es Don dann zum Interview und ich kann mal für eine halbe Stunde
verschnaufen. Da die Egmont-Küche am Sonntagnachmittag nicht mehr wirklich viel
Fleischloses hergibt, greife ich zu zwei Stücken Schokokuchen und unterhalte
mich etwas mit den Mitarbeitern.
Punkt 15:00 Uhr geht's weiter - und es sind schon wieder mehr
als genug Leute da, die warten. Die Poster übernimmt am Nachmittag Stefan,
während ich auf Dons Wunsch hin wieder für ihn übersetze. Zuerst gibt es wieder
einige Zeit Zeichnungen, was sich für diejenigen auszahlt, die morgens leer
ausgegangen waren und sich nochmals angestellt haben. (Foto rechts: Alexander
Grünke [DUCKhunt], Jano Rohleder [DuckMania], Don Rosa)
Einige Fans scheinen wirklich überwältigt zu sein, Don mal
persönlich zu treffen. Ein Mädchen schenkt Don eine Zeichnung, die ihm sehr gut
gefällt, und kollabiert daraufhin fast. Zum Glück hat sie ein paar Freunde dabei
und die beruhigenden Worte von allen Seiten helfen ihr dann schließlich,
das Hyperventilieren irgendwann einzustellen und doch nicht umzukippen. Einem
anderen Mädchen ist ebenfalls die Aufregung anzusehen, man sieht ihre Hände
richtig zittern, während Don für sie zeichnet. Auf meine Frage: "Bist du
irgendwie ein bisschen aufgeregt?", kommt die Antwort, die ich mir ja eigentlich
auch hätte selbst geben können: "Klar! Wann trifft man schon mal eine lebende
Legende?"
So geht es dann weiter und weiter. Unter den Leuten in der
Schlange sind auch immer wieder Besucher von DuckMania, die sich freuen, auch
mich mal zu treffen, und mir zur Seite gratulieren. Dabei merke ich mal wieder
aufs Neue, was für ein seltsames Gefühl es ist, wenn dich Leute offensichtlich
kennen, die du aber überhaupt nicht kennst. Aber man gewöhnt sich dran und ich
freue mich über jedes nette Wort, das ich im Bezug auf DuckMania erhalte.
Auch die Nachmittags-Sitzung wird - wie könnte es anders sein
- um eine Stunde überzogen und ziemlich genau um 17:30 Uhr, als die Messe ihre
Pforten für dieses Jahr schließt, ist Don mit seiner letzten Unterschrift
fertig. Doch schon wieder warten Leute auf ihn und es gibt keine Ruhepause. Phil
Ortiz, Zeichner der "Simpsons Comics" (der am Panini-Stand signiert hat) wartet
schon den ganzen Tag darauf, Don einmal persönlich kennen zu lernen und eine
Frau von der Frankfurter Rundschau (die mit einem Miniatur-Notizblock bewaffnet
ist, bei dem ich mich frage, wie sie damit Dons Antworten, die ja gerne mal
etwas länger sind, richtig zu erfassen gedenkt) möchte noch ein Interview haben.
Danach ist dann aber wirklich Schluss. Während der
Egmont-Stand schon zu Dreivierteln abgebaut ist (das geht nach Messe-Ende, wie
ich feststelle, rasend schnell), ziehen Don, Stefan und ich Richtung Hotel und
dann weiter zur Innenstadt, schließlich ist abends noch ein Treffen mit den
D.O.N.A.L.D.isten angesetzt...
Nach einigen Irrwegen durch die Frankfurter Innenstadt finden
wir schließlich das Restaurant, das sich als Frankfurter Äppelwoi-Kneipe
herausstellt, was mich schon mal sehr begeistert... Aber Don scheint es sich so
gewünscht zu haben, da wohl ursprünglich ein Treffen in einem italienischen
Lokal angesetzt war.
Das
Treffen selbst ist dann auch noch mal ein "Erlebnis" - im wahrsten Sinne des
Wortes. Nach dem Essen wird natürlich erst mal der altehrwürdige "Rührselige
Cowboy" gesungen, was die echten Donaldisten veranlasst aufzustehen, während ich
mit vors Gesicht geschlagenen Händen halb unter den Tisch rutsche und mir ein
Schild "Ich gehöre nicht dazu!" herbeisehne. Danach bekommt Don irgendeine
Urkunde verliehen, allerdings ist weder der sich auf ihr befindliche Text noch
die Rede, mit der sie verliehen wird, in verständlichem Englisch gehalten,
sodass wohl nur die Donaldisten selbst, die das Ganze geplant haben, wissen,
worum es geht. Don hat zwar ganz offensichtlich keinen Plan, was der Sinn des
Redeschwalls ist, der da gerade auf ihn losgelassen wird, er lächelt aber
tapfer. Und die grundlegende Absicht der Sache, nämlich eine Ehrenmitgliedschaft im Verein
der D.O.N.A.L.D., kann am Schluss dann doch noch halbwegs vermittelt werden. Don
nimmt diese an und bekommt daraufhin noch ein paar Geschenke, unter denen sich
eine riesige blaue Fahne mit irgendeinem Vogel-Symbol befindet, bei dem es sich
laut donaldistischer Forschung um das Stadtwappen von Entenhausen handeln soll.
Dann gibt's noch eine Mappe "Carl Barks Covers" aus der Ehapa Comic Collection,
bei der ich irgendwie das Gefühl habe, dass er diese schon besitzt. Falls dem so
sein sollte, lässt er sich aber nichts anmerken und die Fahne scheint ihn sogar
tatsächlich zu amüsieren.
Danach
erledigen die Donaldisten noch einen Großeinkauf an Kunstdrucken und Don
zeichnet für den Einen oder Anderen was und signiert fleißig. Ich lege ihm dann
auch irgendwann mein mitgebrachtes Blatt vor, was er mit Erstaunen bemerkt und
meint: "Oh, Jano. Zwei Tage und du hast noch gar nichts bekommen?! Hättest mal
was sagen müssen!" Daraufhin bekomme ich den Onkel Dagobert, den ich mir
gewünscht habe und der Don sehr gut gelingt. Außerdem signiert er mir den 30.
Band der "Onkel Dagobert"-Reihe,
in dem die von mir übersetzte Geschichte "Ein
Brief von daheim" erschienen war. Es gibt ja viele Lästereien, dass
Don sowieso nur mit Schablone zeichnen könnte und es sonst nichts Gescheites
wird. An diesem Tag und Abend muss ich feststellen, dass alle Lästerer definitiv
nicht Recht haben. Don muss zwar bei etwas komplexeren Bildern erst mal mit
Bleistift vorzeichnen, aber danach geht ihm das Zeichnen auch nicht schwerer von
der Hand, als ich es beispielsweise bei Giorgio Cavazzano oder Volker Reiche in
Erlangen erlebt habe.
Kurz vor 23:00 Uhr ist der Abend dann zu Ende, da Don am
nächsten Morgen schon wieder um sechs am Flughafen sein muss. Wir verabschieden
uns draußen und ein netter Donaldist nimmt mich noch zum Bahnhof mit, wo ich zum
Glück den letzten Zug noch nicht verpasst habe. Nach Hause zu kommen, ist dann
noch mal ein kleines Abenteuer für sich, da ich neben meinem Rucksack und einer
Tüte noch zwei Kisten mit den limitierten Sammelbänden für die
DuckMania-Besucher schleppen muss, aber es klappt schon irgendwie und
mittlerweile sollten alle Exemplare bereits bei ihren neuen Besitzern angekommen
sein.
Insgesamt
waren es zwei tolle und sehr interessante Tage, die unglaublich Spaß gemacht
haben. Ich habe zwar von dem, was ich mir ursprünglich vorgenommen hatte
(Video-Interview etc.) eigentlich gar nichts geschafft und obwohl ich zwei Tage
neben Don gesessen habe, keine einzige Comic-bezogene Frage gestellt, aber was
soll's. Das war mir dann auch nicht mehr so wichtig. Wenn Don mal wieder in der
Nähe ist, bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei. An dieser Stelle nochmals
vielen Dank an Stefan Brenner und
Comic und Spielzeug
für die super Organisation und die nette Zusammenarbeit. Und auch der Abend mit
den Donaldisten war weniger schlimm, als ich es erwartet hatte. Eigentlich war
es am Ende sogar ganz lustig. Und dass die zwei Plätze neben Don sitzende Anna Paquin Rosa-Fan und Tochter eines Donaldisten ist,
wusste ich vorher auch noch nicht. Na ja, vielleicht war
es nicht wirklich Anna... ;-)