Don Rosa

Comic-Infos

Rezensionen

Specials

Artwork-Galerie

Info

 

Fans fragen - Don antwortet

In Zusammenarbeit mit Don-McDuck.de haben wir von DuckMania eine Fragerunde für Fans von Don Rosa vorbereitet.

Bis zum 30. April 2004 hattet ihr die Gelegenheit, uns Fragen an Don Rosa zu schicken.

Aus diesen haben wir die interessantesten ausgewählt und Don war so nett, sie zu beantworten. Nun ist es endlich soweit und wir können euch das Ergebnis präsentieren! Viel Spaß beim Lesen wünschen euch DuckMania und Don-McDuck.de! :-)

Jano Rohleder In der letzten Folge von Captain Kentucky stirbt deine Hauptfigur Lance Pertwillaby/Captain Kentucky offensichtlich. Wolltest du die Serie damit wirklich endgültig abschließen oder hätte es, sofern du nicht mit Disney-Comics angefangen hättest, irgendwann eine Fortsetzung und Auferstehung von Captain Kentucky gegeben? Oder vielleicht eine ganze neue Serie mit Lance?
Dons Antwort:
Nein, das sollte das absolute Ende der Serie sein. Ich war ziemlich frustriert, dass anscheinend niemanden in der Stadt sonderlich interessierte, was ich für eine einmalige Idee in ganz Amerika hielt – einen Comedy-Abenteuer-Comic-Strip mit echten Leuten und Orten aus der Gegend. Ich glaube immer noch, dass es in einer anderen Stadt als dieser eine Sensation geworden wäre. Danach machte ich mich wieder daran, neue Episoden der Pertwillaby Papers zu zeichnen, die den gleichen Charakter des Lance Pertwillaby verwendeten. Und in der Eröffnungssequenz ließ ich Lance aufwachen und ihn sagen, dass er gerade das ganze Captain Kentucky-Zeugs geträumt hatte. Damit wollte ich nicht nur sagen, dass Captain Kentucky vorbei war, sondern auch, dass das Ganze eigentlich nie stattgefunden hatte.
Außerdem: Bitte denkt dran, dass ich nie für Disney gearbeitet habe. All die Jahrzehnte mit wundervollen Comics der Ducks (und der Mäuse etc.) wurden von freiberuflichen Textern und Zeichnern geschaffen, die für unabhängige Lizenznehmer arbeiteten. Also lobt bitte nicht Disney für irgendetwas von dieser Arbeit.
Arne Voigtmann Wie kam es eigentlich zu dem Einseiter, den du fürs Tempo-Magazin gezeichnet hast?
Dons Antwort: Das Tempo-Magazin hat Onepager von berühmtem europäischen Cartoonzeichnern veröffentlicht, und Egmont/Ehapa hat es organisiert, dass ich für sie einen davon mit den Ducks zeichne. Die Idee dahinter war, dass in diesen Strips (in meinem und in den anderen) irgendwie dieses komische Tempo-Logo vorkommen musste, das wie ein laufender oder springender Mann aussah. Ich habe keine Ahnung, was bei Egmont alles geschah, damit Tempo eine Seite mit Disney-Comics drucken durfte.
Maximilian
Baumgart
Don, gab es in deiner Karriere als Comickünstler einmal einen Punkt, an dem du am liebsten alles hingeschmissen und dich mit etwas anderem beschäftigt hättest?
Dons Antwort: Das habe ich 1986 getan, als ich meine Ingenieurskarriere aufgab, um Barks-Duck-Comics zu schreiben/zeichnen. Oder beziehst du dich auf die vergangenen 18 Jahre dieser neuen Karriere? Ich glaube, dass ich entweder in den Ruhestand gehen und anfangen würde, nach und nach meine Comicsammlung für meine Lebenshaltungskosten zu verkaufen, oder dass ich das schon lange bestehende Angebot von Bongo-Comics annehmen würde, Simpsons-Comics zu zeichnen. Die Bongo-Comics verkaufen sich in Europa am besten, und vielleicht mögen sie es, meinen Namen darin zu sehen?
Severin Bauer Was sind, abgesehen von Duck-Comics, deine Lieblingscomics?
Dons Antwort: Erstmal, vergesst nicht, dass ich kein Fan von Duck-Comics bin. Ich bin Fan von Carl Barks’ Duck-Comics. Neben Barks’ Werken gefallen mir die E.C.s von 1947–56, Superman von Swan und Schaffenberger und anderen, Will Eisners Spirit, Coles Plastic Man, Stanleys Little Lulu, Asterix, Prinz Eisenherz, Flash Gordon … Ich könnte stundenlang damit weitermachen, Comicserien, die ich liebe, aufzuzählen … Es sind einfach zu viele.
Martijn Houwen
Herr Rosa, haben Sie vor, mit dem Schreiben und/oder Zeichnen aufzuhören, wenn Sie sich zur Ruhe setzen können (Ich hoffe nicht)?
Und falls Sie aufhören, würden Sie dann gerne Donald Duck und Co. malen (so wie Carl Barks)?
Dons Antwort:
Siehe oben.
Nein, ich denke nicht, dass ich jemals anfangen würde, Enten oder sonst was zu malen. Selbst Barks war nicht der Riesenmaler, aber die Leute wollten eben sehen, wie er seine Ducks malt, die Ducks, die er erschaffen hat und mit denen er die Welt jahrzehntelang unterhalten hat. Als er versucht hat, ein paar andere Entenfiguren zu malen, hat das keinen interessiert. Meine Situation wäre, dass ich weder der Erschaffer dieser (Barks’) Figuren bin, noch dass ich ein so guter Künstler bin wie irgendeiner der anderen Entenzeichner. Jemand wie Rota oder Jippes oder irgendein anderer hat mehr übers Malen und Cartoonzeichnen vergessen als ich je wissen werde. Wenn ein altbekannter Duck-Zeichner anfangen sollte, Enten zu malen, dann einer von ihnen. Die Leute mögen meine Storys, nicht meine Zeichnungen.

Patrick Reschke Welche Geschichte, die dir möglicherweise schon ewig im Kopf herumschwirrt, wolltest du schon immer gern in die Tat umsetzen, konntest bzw. durftest es aber nicht?
Dons Antwort: Die Geschichte über die Suche nach den Eltern der Neffen und/oder nach Donalds Mutter (Dagoberts Schwester Dortel). Aber ich halte mich selbst davon ab, das zu dürfen, selbst wenn die Verleger es erlauben würden. Es gibt einfach keine Möglichkeit, zu erklären, warum diese Figuren nie erwähnt oder in Entenhausen gesehen wurden, selbst wenn es nur auf Besuch gewesen wäre. Außerdem gäbe es kein zufrieden stellendes Ende für solche Geschichten.
Moritz Linden Warum haben Sie eigentlich Klaas Klever (John Rockerduck) in Kapitel 4 von Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden so sorgfältig eingeführt und dann nie wieder auftauchen lassen (Jedenfalls nicht in einem Comic den ich gelesen habe)?
Dons Antwort: Ach, ich wollte ihn einfach nur einmal für meine italienischen Freunde erwähnen, und weil er von Barks erschaffen wurde, selbst wenn Barks oder sonst wer außerhalb Italien ihn nie wieder verwendet haben. Außerdem hatte ich, bevor ich die Sein Leben, seine Milliarden-Reihe startete, bereits die Geschichte Das Geheimnis des Glückszehners gemacht, in der Kuno Klever auftrat, den ich auch in der Hauptserie von Lo$ zeigen wollte. (Die Veröffentlichung der älteren Geschichte wurde vier Jahre zurückgehalten, bis Lo$ vollständig erschienen war.)
Michael Car Welchen lebenden Duck-Zeichner findest du am besten?
Dons Antwort: Ich gäbe alles dafür, so wunderbar zeichnen zu können wie Marco Rota!!!
Michael Car Was hat sich deiner Ansicht nach am White Agony Creek abgespielt, als Dagobert Nelly entführt hat? Du hast geschrieben, dass du das in keinem Disney-Comic zeichnen könntest.
Dons Antwort: Also bitte! Du bist doch ein großer Junge, oder?! Dagobert und Nelly in trauter Zweisamkeit in einer einsamen Hütte am Yukon, und das während eines langen, kalten und verschneiten Winters? Was denkst du denn, was passieren würde?
Moritz Linden Mich würde interessieren wie Moneysac an seinen ersten Rand gekommen ist (der ihm von Gundel Gaukeley in Sein goldenes Jubiläum gestohlen wurde).
Dons Antwort: Gute Frage. Aber er hat ihn wahrscheinlich gestohlen.
Philipp
Manderscheid
Kommst du irgendwann noch einmal nach Deutschland, und gibst dort eine Autogrammstunde?
Ich hätte nämlich zu gerne selbiges oder eventuell auch eine kleine Zeichnung von dir.
Dons Antwort:
Das ist wahrscheinlich unwahrscheinlich. Ich scheine mit dem deutschen Verlag dauernd in Konflikt zu stehen...
Jeder kann mein Autogramm jederzeit auf einem Foto haben – alles was ihr tun müsst ist, mir eure Adresse zu geben. Oder ihr könnt mich so viele Comics wie ihr wollt signieren lassen, wenn ihr mir diese einfach mit Rückporto (in Bar) zuschickt.

Jan In der Geschichte Ein Brief von daheim sehen wir Dagoberts Schwester Mathilda als eine nun alte Frau wieder, die nie geheiratet zu haben scheint. Folglich stimmt die Theorie, Primus von Quack sei ihr Ehemann, nicht mehr. Hast du irgendeine andere Vorstellung davon, wie er mit Donald verwandt sein könnte? (Meine persönliche Idee: Vielleicht hatte Hilmar Duck eine Schwester, die einen Österreicher heiratete, und deren Sohn Primus ist? Dann wäre er nicht Donalds Onkel, sondern eine Art … Eine andere Idee von mir ist, dass Ludwig nicht mit Donald sondern mit Daisy verwandt ist.) Mir ist klar, dass Primus von Quack im Barks-Rosa-Universum (wenn ich es so nennen darf) eine ziemlich unwichtige Figur ist, ich finde aber die ganze Wer-ist-mit-wem-auf-welche-Weise-verwandt-Problematik ziemlich interessant!
Dons Antwort: Wer sagt denn, dass sie nie verheiratet war? Wer behauptet, dass sie nicht immer noch verheiratet ist? Vielleicht war Primus ja gerade auf Lesetour. Ich hatte einfach keine Zeit, mich in dieser schon viel zu langen und viel zu komplizierten Geschichte auch noch darum zu kümmern. Außerdem darf ich, soweit ich weiß, Primus gar nicht in den Comics verwenden … er ist offiziell tot. Aber was mich betrifft, so sind Mathilda und Primus immer noch verheiratet, und für gewöhnlich wohnt er dort auf der Duckenburgh.
Christian
Schriefer
Wie bist du darauf gekommen, die D.U.C.K.-Widmung in deine Geschichten einzubauen?
Dons Antwort: Es erschien mir einfach offensichtlich. Der einzige Grund, warum ich mit diesen Comics angefangen habe, ist Barks’ Arbeit – es ist alles ihm gewidmet! Und wie ihr wisst habe ich diese Widmung von der allerersten Geschichte an, Das Gold der Inkas, eingefügt, es wurde jedoch vom Verleger entfernt. Es wurde dann in der kürzlich erschienen Hall of Fame-Ausgabe wieder am ursprünglichen Ort eingefügt, ebenso wie im amerikanischen Gemstone-Nachdruck, der gerade erschienen ist (U$ 335).
Dan
Mit dem Schwarzen Ritter haben Sie ja ihren ersten, eigenen Charakter erschaffen. Wissen Sie denn schon, wie es mit ihm weitergehen wird?
Und wenn, möchten Sie ihn in die Entenhausener Gesellschaft einbürgern oder soll es vorerst bei den drei Geschichten bleiben in denen er auftritt/auftreten wird?
Dons Antwort:
Nein, ich wusste ja nicht mal, wie ich ihn beim zweiten Mal einsetzen sollte, aber die Fans mochten ihn anscheinend so sehr, dass ich mich selbst dazu gezwungen habe, eine neue Methode auszutüfteln, wie man ihn verwenden kann. Aber jetzt wo ich das getan habe, glaube ich wieder, dass mir nie mehr einfallen wird, wie ich ihn und seine Blankweg-Rüstung noch benutzen kann. Vielleicht fällt mir irgendwann etwas ein, wie man ihn ohne diese Rüstung verwenden könnte.
??? Aber er lebt an der französischen Riviera, nicht in Entenhausen.

Stefan
Zwölfer
Ich interessiere mich sehr für den Stammbaum der Ducks. Planst du, eines Tages eine Geschichte mit einigen Figuren wie Dussel Duck und seinem Bruder Wastel Duck oder den zwei Figuren, die nur einmal auftraten – Primus von Quack und Klaas Klever – zu kreieren?
Dons Antwort: Nein. Zuerst einmal, ich glaube nicht daran, dass Dussel existiert. Er nimmt den Platz auf dem Stammbaum ein (bezogen auf die Gesamtzahl an Ducks, die man dort sieht), den ich eigentlich Primus zugestehen wollte, oder den, wie ich glaube, Primus wirklich einnimmt.
Bence Werden Sie jemals einen Dagobert-Comic zeichnen, der zwischen 1930 und 1947 spielt?
Dons Antwort: Wahrscheinlich nicht, weil dieser Dagobert dem modernen (1950er) Dagobert sehr ähnlich sehen und sich sehr ähnlich wie dieser verhalten würde, nur dass er Donald und die Neffen nicht an seiner Seite hätte und nicht einmal seine ihm entfremdeten Schwestern da wären, wie in meiner 1906er Panama-Story. Außerdem wäre er zu dieser Zeit wohl ein sehr unliebsamer Zeitgenosse. Außerdem habe ich ja geschrieben, dass er sich in dieser Zeit zurückgezogen hat und völlig inaktiv war. Ich hätte also gar keinen Grund, irgendwelche Geschichten zu dieser Zeit spielen zu lassen.
Frank Haser Der teils absurde Witz, der Ihre Stories wohltuend von der Disney-Massenware abhebt, erinnert mich an E.C. Segars Popeye aus den 30er Jahren. Irre ich mich oder kann man da einen Einfluss auf Ihre Arbeit erkennen?
Dons Antwort: Nein, das ist ein Einfluss, den ich unter den vielen, vielen anderen nicht für mich beanspruchen kann. Ich habe nie Segars Popeye-Comics gelesen. Ich habe mir zwar eine Reihe von Nachdrucken von Fantagraphics Books gekauft, die vor einigen Jahren erschienen sind, aber ich hatte noch keine Zeit, sie zu lesen. Vielleicht schaffe ich das ja jetzt endlich!
Stefan Zwölfer /
Robert
Warum wird Primus von Quack nicht so eingesetzt, dass er in Ihr Duck-Universum passt? Als Ehemann von Mathilda Duck.
Und kann man den Gerüchten, dass Sie meinen, Daisys Bruder sei der Vater von Tick, Trick und Track, Glauben schenken?
Dons Antwort:
Wie gesagt, als ich einmal versucht habe, ihn zu verwenden, haben es die Egmont-Verleger verboten. Seither gab es keinen Grund für mich, auszuprobieren, ob sie ihre Meinung geändert haben – aber es ist noch immer der gleiche Verleger und er ändert seine Meinung nie.
Ich weiß nicht, aber das ist eine interessante Situation, die durchaus möglich sein könnte. Warum auch nicht? Es würde erklären, warum die Neffen Daisy in den alten amerikanischen Heften immer Tante Daisy genannt haben, obwohl der wahre Grund ist, dass es einfach keine andere Möglichkeit gibt, wie sie sie ansprechen könnten. Vielleicht mit
Fräulein Daisy?
Diverse Besucher
Es gab viele Fragen zu den Eltern von Tick, Trick und Track. Wo genau liegt da das Problem? Wirst du je eine Geschichte darüber schreiben, was mit ihnen passiert ist (vielleicht nicht für Egmont sondern beispielsweise für Disney Hachette Presse)?
Und – einige recht ähnliche Fragen – zum Schicksal von Donalds Mutter Dortel. Warum wird sie als tot angesehen, wo doch die Figuren normalerweise in Disneycomics nie sterben?
Die meisten Leute leben nicht mit ihren Eltern unter einem Dach. Wieso sollte sie also die ganze Zeit in der Nähe sein? Sie hätte Donald besucht haben können, ohne dass das in einer eigenen Comicgeschichte gezeigt wurde.
Donald wusste ja beispielsweise auch, dass Mathilda in der Duckenburgh lebt, obwohl es nie eine Geschichte gab, in der erzählt wird, wie er davon erfahren hat.
Dons Antwort:
Alles schon oben beantwortet?
Ich weiß nicht, wie das in den Disney-Comics anderer Leute ist, aber in meinen Comics sterben Leute, und ich hatte immer das Gefühl, dass in den Barks-Comics, mit denen ich aufgewachsen sind, auch Leute starben.
Nein, hätte sie nicht gekonnt! Wenn Donalds Mutter noch leben und sie ihn besuchen würde, wäre das wenigstens einmal in den letzten 60+ Jahren mit Donald-Duck-Comics gezeigt worden! Ansonsten wären die Comics während all dieser Jahrzehnte den Lesern gegenüber sehr unfair und irreführend gewesen.
Aber Mathilda ist für die Entenhausener Ducks nicht so wichtig wie ihre Mütter. Mathilda war nur die Tante. Und sie hatte einen guten Grund, wegzubleiben, wie ich im elften Lo$-Kapitel zu erklären versucht habe … und ich war froh, diesen Erzählstrang in Ein Brief von daheim letzten Endes zum Abschluss zu bringen, obwohl ich mir wünschte, dass ich das mit etwas mehr Humor und Action hätte tun können.

An dieser Stelle geht noch ein großer Dank an Don Rosa für die freundliche Teilnahmebereitschaft an diesem Faninterview.